Sevilla – Carmona – Ecija – Cordoba – Antequera – Malaga – Granada – Guadix – La Calahorra – Almeria – Cabo de Gata – Cartagena
September-Oktober 2016
Mitte September starten wir unsere letzte Reiseetappe für das Jahr 2016. Los geht es mit Sevilla, der Hauptstadt der Provinz Andalusien. Wir finden einen netten Stellplatz etwas außerhalb der Stadt und fahren mit dem Bus ins Zentrum. Sevilla war schon in der Antike ein wichtiges Handelszentrum. Zur Zeit der Mauren war die Stadt eine der wichtigsten Städte in Al-Andaluz. Im 16. Jhdt. war sie Zentrum des Handels mit der Neuen Welt. Heute finden sich noch zahlreiche Spuren der vergangenen Epochen. Wichtigste Sehenswürdigkeiten sind die Kathedrale und der Alcazar, die beide zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Leider können wir beide nur von außen besichtigen, denn die Warteschlangen vor den Kassenhäuschen sind uns zu lang. Wir laufen durch die engen Altstadtgassen, die so verwinkelt sind, dass uns die Orientierung schwerfällt und wir uns auf der Suche nach dem Stadtpalast Casa de Pilatos erst einmal verlaufen. Die Casa de Pilatos ist ein Stadtpalast aus dem 16. Jhdt und gilt als Prototyp eines andalusischen Adelspalastes. Ich gönne mir den mit 10 € recht teuren Eintritt und bin ein wenig enttäuscht über den Erhaltungszustand, denn das Erdgeschoß und die Gartenanlagen hätten eine Renovierung nötig. Schließlich besuchen wir noch den Plaza de Espana. Hier gefallen uns besonders die schönen bunten Kachelbilder der spanischen Provinzen.
Unser nächstes Ziel ist die kleine Stadt Carmona, einer der ältesten Orte in Andalusien. Wir parken am Altstadtrand neben einem schönen Stadttor und spazieren durch den Ort. Wir steigen hinauf auf ein weiteres Stadttor und haben von dort einen schönen Überblick über die Stadt und ihre Umgebung. Wir besuchen die Reste einer römischen Nekropole aus dem ersten und zweiten Jhdt. n. Chr. In den Grabkammern sieht man noch die Nischen für die Urnen. Die Anlage ist sehr schön mit vielen Pflanzen angelegt. Nach den überrannten Touristenhighlights ist diese Stadt in der spanischen Provinz mit ihrer Ruhe und dem noch erhaltenen spanischen städtischen Leben eine Wohltat.
Wir fahren weiter nach Ecija. Der Ort wird wegen seiner vielen Kirchen auch Stadt der Türme genannt. Im Sommer werden hier landesweit die höchsten Temperaturen gemessen, so dass er auch die Bratpfanne Spaniens genannt wird. Hier kann es über 40 Grad warm werden. Zum Glück ist es bei unserem Besuch nicht so heiß. Doch wir haben trotzdem Pech, weil heute alle Sehenswürdigkeiten geschlossen sind und der Ort ein bischen ausgestorben wirkt. Die Bevölkerung bereitet sich auf eine Feria – ein Volksfest – vor, das bald beginnen wird. So bleibt uns nur ein kurzer Stadtbummel bevor wir weiterfahren.
Unser nächstes Ziel ist wieder ein kulturelles Schwergewicht – Cordoba. Zur Zeit des Kalifats von Córdoba im 10.Jhdt. war Cordoba mit einer halben Million Einwohnern eine der größten Städte der Alten Welt.
In dieser Zeit entstand auch die Palaststadt Medina Azahara, die etwas außerhalb des Zentrums an einem Berghang liegt. 10.000 Arbeiter schufen in 25 Jahren Paläste, Wohnhäuser, Gärten und eine Moschee. Alte Chroniken berichten von der außergewöhnlichen Pracht der gewaltigen Anlage. Die Blüte dieser Stadt währte nur kurz, denn schon 74 Jahre später wurde die Palaststadt eingenommen und geplündert.
Im Besucherzentrum schauen wir uns ein kleines Museum sowie einen schön gemachten Film über Medina Azahara an. Computeranimationen lassen die vergangenen Zeiten wieder lebendg werden. Anschließend bringt uns der Museumsbus hinauf zu den Resten der Palaststadt. Vor uns liegt ein riesiges Areal. Von den meisten Gebäuden stehen nur noch die Grundmauern, doch einige rekonstruierte Teile lassen ein wenig von der alten Pracht erahnen. Leider ist der große Saal, in dem es am meisten zu sehen gibt, wegen Renovierung geschlossen. Trotzdem gefällt es uns hier sehr gut und wir lassen uns Zeit, um alles in Ruhe anzuschauen.
Wichtigste Sehenswürdigkeit im Stadtzentrum von Cordoba ist die Mezquita-Catedral. Die ehemalige Moschee wurde nach der Rückeroberung des Landes durch die Christen zu einer Kathedrale umfunktioniert. Im Innern des riesigen Bauwerks gibt es mehr als 800 Säulen. Anders als in Sevilla ist hier keine Warteschlange vor dem Kassenhäuschen, so dass wir uns dieses beeindruckende Bauwerk ohne Stress von innen anschauen können. Der Säulenwald ist imponierend.
Cordoba hat noch viel mehr zu bieten und so laufen wir durch die schöne Stadt. Etwas außerhalb des Zentrums finden wir einen netten Platz, wo wir uns ein leckeres Mittagessen schmecken lassen. Es gab fritierte Auberginenstreifen mit einer brauen Sauce – sehr lecker. Zum Schluß unseres Besuchs gönnen wir uns den Eintritt in den Alcázar de los Reyes Cristianos („Palast der Christlichen Könige“) aus dem 14. Jhdt. Hier gefallen uns besonders die Gartenanlagen mit den schönen Blumen. Im Schatten beim Springbrunnen sitzend genießen wir die Atmosphäre des Ortes.
Nun wollen wir wieder an die Küste und steuern südwärts. Wir durchfahren eine Landschaft, in der die Olivenbäume streng in Reih und Glied stehen – alles sehr aufgeräumt und wohl ein Zentrum der spanischen Agrarindustrie. Wir besuchen Antequera, eine kleine Stadt mit einem historischen Kern. Am Stadtrand liegen die Dolmen de Menga und die Dolmen de Viera aus der Zeit um 3800 v. Chr.. Sie gehören zu den größten Megalithanlagen Europas. Auch die Römer waren schon in Antequera und haben ihre Spuren hinterlassen.
Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort fahren wir auf einem netten Stellplatz bei Rincon de la Victoria, wo wir uns einige Tage von den vielen Besichtigungen erholen.
Trotzdem sind wir nicht ganz faul, denn wir machen einen Ausflug mit dem Linienbus nach Malaga. Wir spazieren an der Kathedrale entlang zur Alcazaba, einer maurischen Festung, an deren Fuß die Reste eines römischen Theaters liegen. Die Alcazaba ist eine positive Überraschung für uns: die Anlage ist wunderschön und überraschend groß (und gar nicht teuer für das Gebotene). Sie erinnert uns an die Alhambra in Granada. So eine tolle Festung haben wir nicht erwartet und der Besuch hat sich wirklich gelohnt. Danach bummeln wir noch ein wenig durch die Stadt und erfreuen uns an den vielen Palmen entlang der Strasse.
Unser nächstes Ziel führt uns wieder ins Landesinnere, denn wir wollen uns Granada anschauen. Die Alhambra kennen wir schon von einem früheren Besuch, so dass wir uns dieses Mal auf die Stadt beschränken. Wir machen einen ausgedehnten Stadtbummel. In einigen Souvenir-Läden entdecken wir die farbenfrohen türkischen Lämpchen, die uns schon in Istanbul gut gefallen haben. Nur schwer können wir der Versuchung widerstehen einige der Lampen zu erwerben. Nach einer Recherche im Internet haben wir festgestellt das sie gar nicht so teuer waren. Vielleicht müssen wir noch einmal nach Istanbul um welche zu besorgen (oder vielleicht kann die Weidengasse in Köln helfen?).
Von Granada aus führt uns unser Weg am Nordrand der Sierra Nevada entlang Richtung Osten. Auf kurzer Strecke mit grosser Steigung muß unser Auto mühsam auf 1.380 m hinaufklettern, bevor es langsam wieder bergab geht. Wir machen einen kurzen Zwischenstop in Guadix und fahren dann zur Burg La Calahorra, die oberhalb eines kleinen Dorfes malerisch auf einem Berg steht. Sie ist sehr schön anzusehen, kann aber nicht von innen besichtigt werden. Wir steigen den Hügel hinauf und umrunden die Burg, deren Außenmauer nur noch teilweise erhalten ist. Das Postkartenfoto „Burg vor den Bergen der Sierra Nevada“ ist uns trotzdem nicht gelungen da die Fernsicht durch Dunst etwas eingeschränkt war.
Nun biegen wir wieder Richtung Süden zur Küste ab. Die Landschaft ändert sich wieder und wir durchqueren die Wüste Tabernas. Hier sieht es aus wie im Wilden Westen. Kein Wunder, dass in dieser Landschaft so mancher Film gedreht wurde. Wir verzichten auf den Besuch der Filmstädtchen und steuern unser nächstes Ziel an, die Alcazaba in Almeria. Sie ist nach der Alhambra die zweitgrößte maurische Festung in Spanien. Wir lassen das Auto am Stadtrand stehen und laufen zur Burg hinauf. Von hier oben haben wir einen schönen Blick auf den Hafen. In der Festung ist teilweise ein netter Garten angelegt, andere Teile werden noch von Archäologen untersucht. Insgesamt war es eine lohnende Besichtigung und das bei kostenlosem Eintritt.
Nach dem Kulturprogramm steht uns wieder der Sinn nach Natur, so dass wir zum Naturschutzgebiet Cabo de Gata fahren. Hier gibt es eine schöne Felsküste, die nett anzuschauen ist. In einer Lagune entdecke ich einige Flamingos.
Unser letzter Besichtigungspunkt in Südspanien ist die Stadt Cartagena. Schon seit dem Altertum ist die Stadt ein wichtiger Seehafen. Heutzutage nutzt die spanische Marine den günstig gelegenen Hafen. Wir schauen uns das römische Theater an und steigen hinauf zur Burg, von wo wir einen schönen Blick haben. Anschließend bummeln wir durch die Stadt und durch den Hafen. Hier entdecken wir dann das Becks-Schiff Alexander von Humboldt 2, das wir aus der Reklame kennen. Irgendwie bin ich ein bischen enttäuscht, denn ich hatte mir Cartagena schöner vorgestellt. Die Stadt ist nicht schlecht, aber Malaga hat mir irgendwie besser gefallen.
Damit endet unsere Reise durch Südspanien. Wir wollen dem deutschen Winter entkommen und bleiben bis zum nächsten Frühjahr hier im sonnigen Süden. So haben wir noch viel Zeit um neue Pläne zu machen für das Reisejahr 2017.
Das war unsere Reiseroute durch Südspanien: