Biser – Aleksandrovo – Perperikon – Bachkovo – Plovdiv – Batak – Rila – Sofia – Troyan – Shipka-Paß – Kazanlak – Etara – Drjanrnovo – Veliko Tarnovo – Shumen – Ruse
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Reisezeit: im Juni 2014
Unsere Reiseroute führt uns nun nach Bulgarien. Dazu müssen wir wieder eine Grenze überqueren. Die türkische Seite kontrolliert die Pässe. Dahinter wird die Straße schmal und holprig und wir kommen zur bulgarischen Seite. Hier müssen wir durch ein Becken fahren, wo ein paar Wasserspritzer rauskommen. Kurz dahinter steht ein Kassenhäuschen, an dem wir drei Euro für die im Becken erfolgte Desinfektion bezahlen müssen. Die bulgarischen Grenzbeamten kontrollieren die Pässe und besichtigen flüchtig das Wohnmobil von innen. Dann sind wir in Bulgarien. Der gesamte Grenzübertritt hat insgesamt keine zehn Minuten gedauert. Die schnelle und problemlose Abwicklung hat uns überrascht, da wir hier an einer EU-Außengrenze mit mehr Aufwand gerechnet haben. Kurz hinter der Grenze müssen wir noch eine Maut-Plakette kaufen, dann steht uns Bulgarien offen.
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Unser erstes Ziel ist ein Campingplatz im Ort Biser, einem kleinen Dorf, das noch recht ursprünglich aussieht. Hier ist die Zeit stehen geblieben und die Uhren laufen langsamer. Sakar Hills Camping ist ein wunderschön gepflegter Platz mit sehr freundlichen Wirten. Hier gefällt es uns sehr gut, so dass wir einige Tage länger bleiben als geplant. Unsere Gastgeber laden uns zu einer Landrover-Tour in die Südost-Rhodopen ein. So verbringen wir zusammen einen tollen Tag, erkunden die Sehenswürdigkeiten der Umgebung und erfahren nebenher interessantes zu Bulgarien.
Recht herzlichen Dank an Shirley und Martin für das besondere Erlebnis und viel Glück für Ihren tollen und günstig gelegenen Platz. Leider leidet die Frequentierung dieses Platzes durch die Nähe des griechischen Alexandroupolis und des türkischen Edirne, obwohl er unserer Meinung nach die bessere Alternative zur Besichtigung diese interessanten Umgebung ist.
Leider spielt das Wetter immer noch nicht richtig mit, denn es vergeht kein Tag ohne Regenschauer oder Gewitter. Dies ist sehr ungewöhnlich, denn normalerweise sind die Monate Juni-Juli-August trocken. Der tägliche Regen führt dazu, dass das reife Getreide auf den Halmen schwarz wird und nicht geerntet werden kann.
Irgendwann heißt es Abschied nehmen und wir fahren weiter nach Aleksandrovo. Hier erwartet uns ein modernes, aber einsames Museum, dessen einzige Besucher wir sind. Hier wird der – wie ich finde gelungene – Nachbau eines Thrakergrabes ausgestellt. Die Thraker waren ein antikes Volk, das die Balkanhalbinsel bewohnte. Ihre Geschichte ist eng mit der Geschichte der alten Griechen verbunden, deren nördliche Nachbarn sie waren.
Unser nächstes Ziel ist die antike Felsenstadt Perperikon. Vom 2. Jhdt v. Chr. bis zum 14. Jhdt. n. Chr. haben hier die verschiedensten Völker gesiedelt. Perperikon liegt auf der Spitze eines Hügels und so müssen wir ein Stück bergauf laufen. Von der antiken Stadt sind nur ein paar Grundmauern übrig geblieben, doch der schöne Blick in die Umgebung belohnt uns für die Anstrengung. In jedem anderen Land wäre das wohl ein touristisch vermarktetes Top Highlight, da es die Qualität der antiken Ausgrabungen in Griechenland oder an der türkischen Südküste hat, aber hier in Bulgarien gibt es keine touristische Vermarktung.
Weiter geht die Reise zum Kloster Bachkovo. Es ist das zweitgrößte Kloster Bulgariens und eine beliebte Pilgerstätte. Wir parken unser Auto auf einem großen Parkplatz und laufen durch eine Gasse voller Buden hinauf zum Kloster. Die Klosteranlage ist sehr schön und vor allem schön bemalt. Wir schauen in die Kirche, die innen ganz schwarz ist vom Ruß der vielen Kerzen die hier über Jahrhunderte abgebrannt sind – gereinigt wurde da wohl nie. Auf die Besichtigung des alten Refektoriums verzichte ich, da mir der Eintrittspreis von ungerechnet 6 Euro pro Person zu viel ist. Da es schon spät ist bleiben wir und übernachten auf dem Klosterparkplatz.
Nun geht es weiter nach Plovdiv, der zweitgrößten Stadt Bulgariens. Die Stadt kann auf eine lange Geschichte zurück blicken, denn schon in der Antike siedelten hier Menschen. Wir spazieren durch die Stadt und schauen uns u.a. die Überbleibsel der Römer an. Dazu gehören auch einige Bodenmosaike, die noch an originaler Stelle erhalten sind. Da ich gerne Mosaike anschaue, lassen wir diese natürlich nicht aus.
Nach so viel Kultur wollen wir uns einige Tage in der Natur erholen. Doch leider macht uns das Wetter immer noch einen Strich durch die Rechnung. Wir finden einen wunderschön gelegenen Campingplatz am See Batak im Rila-Gebirge. Doch leider hat der viele Regen der letzten Zeit den Boden total aufgeweicht und in eine Seenlandschaft verwandelt. Wir können mit dem Auto auf dem Schotterweg stehen bleiben. Um nicht gleich nasse Füße zu bekommen gibt uns der Campingwirt eine Palette, die wir vor unsere Türe legen. Leider regnet es immer wieder und es ist keine Besserung in Sicht. So können wir nicht wandern gehen. Zusätzlich müssen wir unsere Route anpassen und einiges ausfallen lassen, da es keinen Sinn macht weiter in die Berge zu fahren.
Statt der geplanten Ruhetage fahren wir schnell weiter. Wir wollen zum Tanzbärenpark bei Belitza. Doch auch daraus wird nichts, denn ab Belitza ist die Straße sehr eng und ein Schlagloch reiht sich an das andere. Da es noch acht weitere Kilometer bis zu den Bären sind, beschließt Bernhard umzukehren.
So fahren wir ohne Besuch der Bären weiter Richtung Kloster Rila. Im Rila-Tal hat es wohl ordentlich geregnet, denn auf der Straße sehen wir Leute Schlamm wegschaufeln. Wir fahren erst einmal am Kloster vorbei zum Campingplatz Zodiak.
Wir nutzen eine Regenpause am späten Nachmittag, um uns das Kloster Rila anzuschauen. Es ist das größte Kloster in Bulgarien und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die meisten Besucher sind schon weg und es herrscht eine wundervolle ruhige Stimmung. Der Innenhof des Klosters und die schöne Bemalung der Kirche sind beeindruckend.
Da das Wetter immer noch nicht besser wird wollen wir ans andere Ende des Rila-Gebirges fahren und auf dem dortigen Campingplatz so lange warten, bis sich eine Gelegenheit ergibt zu den berühmten Sieben Seen zu wandern. Doch auch das gelingt uns nicht, denn der Platz ist von einer großen organisierten Gruppe komplett belegt. So müssen wir frustriert weiterfahren, ohne die Rila-Berge und deren Seen wirklich gesehen zu haben.
Wir erreichen Sofia, die Hauptstadt Bulgariens. Von unserem etwas außerhalb der Stadt liegenden Stellplatz nehmen wir ein Taxi in die Innenstadt. Es ist noch früh am Sonntagmorgen und es ist noch sehr wenig Verkehr. Wie wir feststellen erwacht das Leben in der Stadt erst am späten Vormittag. So laufen wir in aller Ruhe durch die Straßen und schauen uns die Sehenswürdigkeiten an. Da Sonntag ist finden in den Kirchen Gottesdienste statt. In einigen Kirchen sind kaum Leute, aber sie singen sehr schön. Sofia ist eine sehr gepflegte saubere Stadt mit schöner alter Bausubstanz.
Unser nächstes Ziel ist das Kloster Troyan. Es ist das drittgrößte Kloster Bulgariens und stammt aus dem 17. Jhdt. Das Kloster sieht teilweise noch etwas rustikal aus. Im Moment wird es umfangreich renoviert um es schön zu machen. Bei der Besichtigung fehlt es – zu unserem Glück – noch an Professionalität, denn an der Kirchentür fehlt das übliche Fotografierverbot.
Weiter geht die Fahrt zum Shipka-Pass, dem mit 1.185 m höchsten Pass in Bulgarien. Hier fand 1877 eine wichtige Schlacht gegen die Osmanen statt, an die heute noch ein Denkmal erinnert. Die Auffahrt zum Pass ist rundherum bewaldet, so dass sich erst auf der Passhöhe ein Blick in die Landschaft ergibt. Wir laufen die ca. 900 Stufen hinauf zum Denkmal – ziemlich anstrengend. Da wir noch nicht genug Stufen gestiegen sind, klettern wir auch noch bis zur Spitze des Denkmals, von wo wir eine schöne Sicht auf das Balkan-Gebirge haben. Am Horizont zieht eine schwarze Wolke auf und wir beeilen uns, den Rückweg anzutreten. Kaum sitzen wir wieder im Auto fängt es an zu regnen.
Wir fahren auf der anderen Seite des Passes wieder nach unten und erreichen Kazanlak, wo wir uns das Thrakergrab anschauen wollen. Als wir dort ankommen wird das Originalgrab gerade abgeschlossen und wir müssen uns mit dem Nachbau zufrieden geben. Der Eintrittspreis ist hoch und es wird eine gesonderte Gebühr zum Fotografieren erhoben. Doch das Grab ist eine ziemliche Enttäuschung: es ist kleiner als das in Aleksandrovo und weniger bemalt. Insgesamt hat es sich nicht gelohnt, obwohl es ein UNESCO-Welterbe ist.
Da uns der Campingplatz nahe Kazanlak nicht gefällt fahren wir wieder zurück und überqueren den Shipka-Pass zum zweiten Mal. Wir wollen uns noch das Freilichtmuseum Etara anschauen. Hier wurden Bauern- und Handwerkerhäuser im Stil der Architektur der bulgarischen Wiedergeburt (18. bis 19. Jhdt.) zusammengetragen. Das Museum liegt in einem kleinen Tal und die Gebäude erstrecken sich entlang eines Baches. Zum Glück scheint die Sonne wieder und so genießen wir den Spaziergang zwischen den alten Häusern. Das Museum ist sehr schön gemacht und gefällt uns gut. (N42 48 11.1 E25 20 58.6)
Wir fahren weiter und halten noch kurz am Kloster Drjanovo, das sehr schön unterhalb eines steilen Bergabhangs liegt.
Dann erreichen wir den wirklich schönen und gepflegten Campingplatz bei Veliko Tarnovo, der auch in englischer Hand ist. Hier gefällt es uns so gut und wir wollen ein paar Tage hier bleiben. Leider haben die Unwetter der letzten Tage den Swimming Pool beschädigt, so dass uns dieses Vergnügen nicht vergönnt war. Dafür gibt es hier endlich wieder eine Waschmaschine – ein Luxus auf den ich die letzten drei Monate verzichten mußte. Ich genieße es sehr, die Maschine arbeiten zu lassen statt selbst Hand anlegen zu müssen.
Natürlich schauen wir uns auch den Ort Veliko Tarnovo an, die alte Hauptstadt des Bulgarischen Reiches. Wir beginnen unsere Besichtigung oben auf der Festung. Wir fahren mit dem Aufzug auf den Turm der Festung. Der Aufzugsführer ist so nett und erklärt uns, was wir von hier oben alles sehen können. Danach laufen wir durch den Ort. Um zum Campingplatz zurück zu kommen nehmen wir ein Taxi. Da der Platz recht versteckt liegt muss Bernhard sein Navi bemühen, um dem Taxifahrer den Weg zu weisen.
Nach einigen entspannten Tagen verlassen wir diesen schönen Platz und fahren weiter Richtung Shumen. Da wir erst spät losfahren übernachten wir unterwegs auf einem TIR Parking bei einem Motel. Hier wohnen nicht nur Menschen, sondern auch viele Schwalben. Ich beobachte die Schwalbeneltern beim Füttern der lieben Kleinen.
In Shumen schauen wir uns eine alte Moschee und eine Festung etwas oberhalb der Stadt an. Die Moschee wird gerade renoviert, so dass die Baugerüste die Sicht ein bischen einschränken. Von der Festung ist nicht mehr viel übrig. Ein Teil der Außenmauern wurde rekonstruiert, der Rest sind nur Grundmauern. So halten wir uns nicht lange auf und fahren weiter um uns das Felsenrelief von Madara anzuschauen.
Waren wir in Shumen noch beinahe die einzigen Besucher, so ist das in Madara total anders – der Ort ist völlig überlaufen. Der kleine Parkplatz ist voll und sogar die Straßenränder sind weit und breit zugeparkt. Wir fahren die Straße entlang und finden keinen Parkplatz für unser großes Auto. Frustriert müssen wir die Besichtigung ausfallen lassen und fahren weiter nach Ruse. Hier finden wir einen TIR Parking nahe der Grenze, aber leider außerhalb der Stadt. Da es schon Nachmittag ist und das Stadtzentrum zu Fuß nicht erreichbar ist, lassen wir die Besichtigung von Ruse ausfallen.
Unser Fazit für Bulgarien:
Bulgarien war bisher ein uns unbekanntes Land. Umso überraschter waren wir, wie schön es hier ist. Wir erleben ein Land, in dem es noch etwas beschaulicher zugeht als in Westeuropa. Aber überall wird fleißig gewerkelt und man spürt, dass es ein Land im Aufbruch ist.
Die Straßenverhältnisse waren überraschend gut, nicht nur auf den Hautstraßen, sondern auch auf den kleinen Nebenstraßen. Alle Straßen waren asphaltiert und in gutem bis akzeptablem Zustand.
Obwohl offiziell freies Campen verboten ist haben wir keine Probleme gehabt, frei stehen zu können. Wir sind kein einziges Mal weggeschickt oder von der Polizei kontrolliert worden.
Essen gehen war gut und günstig, so dass wir fast nie selber gekocht haben, ähnlich wie in der Türkei.
Wir haben die Bulgaren als freundliche Leute kennengelernt.
Es ist schade, dass uns das Wetter so im Stich gelassen hat, denn wir wären gerne länger geblieben und hätten uns gerne in den Bergen ausführlicher umgeschaut.
Das war unsere Route durch Bulgarien:
Insgesamt sind wir ca. 1.430 km durch Bulgarien gefahren.